Ich versuche mal die Problematik zu umreißen und hoffe es wird nicht zu
wissenschaftlich. Vorneweg
möchte ich hervorheben, das selbst die “Öko-Hersteller”
allen Anstand verloren haben und sie nicht mehr oder weniger die gleichen Konsistenz verkaufen wie jeder Dispersionsfarbenhersteller
(oder sie kennen selbst nicht mehr die
Unterschiede). Der gebrannte
Kalk braucht sehr lange bis er wirklich abgelöscht ist. Auch die Bemerkung auf den Kalksäcken 80% abgelöscht ist eine pure
Behauptung Ich führe einem Sack von ca. 45 Liter mehr als 30 Liter
Wasser zu, die
er innerhalb von wenigen Tagen fast völlig aufnimmt.
In der Literatur kann man erfahren, (z.B. Dr. Rudolf Pfister, “Über die Aufbereitung des Weißkalkes“, Erscheinungsjahr 1941) das Kalk bis 30 Jahren und länger gesumpft wurde und vieles weitere mehr… Alles das haben wir wissenschaftlich vom Tisch gewischt.

Nun aber zum Eigentlichen und das
schließt sich an meine Vorbemekungen nahtlos an. Das starke Saugen
des Untergrundes hat verschiedene Ursachen. 1. Steine und Fugen und
auch die Steine an sich haben ein unterschiedliches Saugverhalten.
Ich möchte mich Herrn Böttcher anschließen, keine Grundierung,kein Fixativ und son Zauber verwenden,
weil er den natürlichen
Feuchtigkeitstransport beieinträchtigt. Wenn sie weiterlesen, werden
sie auch verstehen, warum das wichtig ist. Ich behaupte 2. die Putzer haben Sackware verwendet, d.h. rein in Mischer
oder Putzmaschine und
lief einen Zauberstab. Das hat den Vorteil, dass man das Nachsteifen des
Kalkes, also die zusätzliche Feuchtigkeitsaufnahme aus dem
Anmachwasser nutzen kann, um große Flächen fertig zu bekommen. Das
trägt aber den ökologischen Wahnsinn in sich, das wir das
Bindemittel nicht ausnutzen, es ohne vernünftige Sieblinie
verarbeiten und so große Mengen an Kalk im wahrsten Sinn des Wortes
verschleudern. Genauso wie der Kalk lange braucht, um sich im Wasser zu lösen, genauso lange braucht er auch, um wie es hier schon
Fachmännisch beschrieben wird “durch zu carbonatisieren”, denn
er braucht irrtümlicher Weise nicht das Wasser
zum Erhärten, sondern
das in ihm gelöste Kohlendioxid. Mir ist gerade nicht
geläufig, wie groß bzw. klein die Sättigungsmenge von Kohlendioxid
im Wasser ist. Sie ist unter natürlichen Umständen jedenfalls sehr
gering. Kurioser Weise je wärmer es ist um, so weniger Kohlendioxid
befindet sich im Wasser, wie wir an jeder Selterswasserflaschen sehen
können. Dies ist für mich ein neuer Aspekt, nicht im Sommer zu
putzen. Er ist zwar oberflächlich ausgehärtet und hat eine
Kristallstruktur gebildet, aber in ihr ist noch ein großer Bestandteil nicht abgebundenen Kalkes, der mit erneuter

Feuchtigkeitsaufnahme weiter abbindet. Jedenfalls kann man davon
ausgehen, dass der Abbindeprozeß sich über hunderte von Jahren
hinstrecken kann. Ich habe einer alten Bruchsteinmauer eines Gebäudes
aus dem 18. Jahrhundert eine Kalkprobe entnommen, Wasser zugesetzt
und siehe da, der Kalk härtete immer noch aus. Nun dürfte das
Problem des starken Saugens geklärt sein.

Kalkfarbe auftragen unterscheidet sich
grundlegend von anderen Anstrichen. Ich versuche es kurz zu erklären.
Es liegt wieder an den Eigenschaften, die der Kalk hat, die ich schon
beschrieben habe. Diese industrielle Pampe hat nur von den
Grundbestandteilen was mit Kalkfarbe zu tun. Anstatt Leinöl wird oft
Zelluloseleim verwendet, gut. Auf alle Fälle ist sie viel zu dick.
Zuerst eine Kalkmilch, ich würde eher von Kalkwasser reden wollen,ist
genau richtig. Bei sehr trockenen Wänden würde ich die Wand
vornässen, bei großen Flächen abschnittsweise. Eigentlich können
sie mit mehreren Anstrichen mit Kalkmilch sogar einen besseren Effekt
erreichen, weil sie den Kalk gleichmäßiger auf die Fläche
auftragen. Bei mehreren Anstrichen würde ich frisch-in-frisch
(freskal) die Anstriche auftragen, weil sie sich dadurch besser mit
einander verbinden. Ich weiß, wenn man dann streicht, hat man immer
die Angst, das es nicht deckt, aber vertrauen sie einfach dem Kalk.

Zum Streichen selbst. Viele möchten
ihn am Liebsten noch rollen. Wenn der Kalk reißt oder abblättert
war die Farbe einfach zu dick. Kalk schwindet, wenn das Wasser in den
Untergrund einzieht oder verdunstet. Nehmen Sie eine mittlere
Malerbürste und tauchen sie nur maximal einen Zentimeter ein und
verteilen sie auf einer kleinen Fläche über kreuz die Farbe auf der
Wand. Zum Schluß ziehen sie im Wechsel senkrecht und waagerecht die Fläche nach und verringern immer mehr den Druck, damit sie die

Riefen egalisieren. Sorgen sie dafür für ausreichend Licht und
lassen sie sich von der Arbeit nicht ablenken. Wenn sie eine
beanspruchte Fläche haben, noch einen kleinen Tipp zum Schluß.
Streichen Sie als letzten Anstrich punischen Wachs. Sie haben den Vorteil, sie können später Flecken abwaschen und brauchen nicht den

ganzen Raum neu zu streichen. Kalkfarbe macht nur Sinn, wenn sie
nicht zu dick ist. Machen sie den Test und spritzen einfach mit der Bürste Wasser an die Wand, wenn die Stelle transparent wird, also
der
Untergrund durchscheint und das Wasser einzieht und nicht runter
läuft, dann ist ihr Anstrich gut. Mit Kasein verschließen sie
gegebenen Fall die Oberfläche. Wenn Sie Kasein verwenden möchten,unbedingt
vor her probieren und das Eiweiß sehr gering dosieren.

Viel Spaß beim Üben. Es ist noch
kein Meister oben geblieben!