Immer häufiger wird am mich diese Frage heran getragen. Meist sind es Mieter, auf denen der Vorwurf lastet, sie würden falsch lüften. Dabei ist in fast Fällen er eher das Opfer, der zu dem auch noch die sporenbelastung ertragen muß. Wie immer liegt auch hier der Teufel im Detail, das Technologien und Baustoffe miteinander kombiniert werden, die neben vielen erwünschten Effekten, langfristig negative Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Schimmelbefall mit sich bringen. Ich gehe davon aus, das die Vermieter alle Sorgfalt haben walten lassen, um einen annehmbaren Kompfort für seine Mieter herzustellen und zu unterhalten. Leider ist das Thema der Bauphysik für ihn als Laien ein Buch mit sieben Siegeln und wird oft sehr stiefmütterlich von Seiten der Planer und bauausführenden Firmen behandelt, treten doch ihre Wirkungen oft erst sehr zeitverzögert, meist nach Ablauf der Gewährleistung, auf, so das man in erster Instanz, kaum einen direkten Zusammenhang herstellt und die Ursache für auftretende Mängel im unsachgemäßen Umgang der Mieter sucht. Erschwerend kommt noch die Tatsache hinzu, das Planer Berechnungen, Wärmebedarfsnachweis, vorlegen, die den Irrtum noch erhärten, das Schimmelbildung durch fehlendes bzw. falsches Lüftungsverhalten der Nutzer verursacht wird, da laut den amtlich vorliegenden Berechnungen kaum eine Durchfeuchtung zu erwarten ist. Doch in der Praxis sieht es nicht selten anders aus. Es gibt auch kaum in der öffentlichen Presse Berichte zu diesem Thema, die unsere heutigen Wohnkompfortansprüche kritisch hinterfragen. Der Berechnungsansatz des Glaser-Verfahrens, dem allen Nachweisen zu Grunde liegt, ist ein idelles Näherungsverfahren, das nur für den Zeitpunkt Tag Eins nach Fertigstellung berechnet werden kann. Dabei ist unser Wohnraumklima doch täglich an die Witterungsbedingunen gebunden, die so komplex sind, das sie weder mathematisch oder nur teilweise in ihren Zusammenhängen erfaßt werden können. Seit fast zwanzig Jahren arbeite ich in der Sanierung von Bauten und beschäftige mich mit diesem speziellen Thema. Nicht selten muß ich erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die Ursachen für eingetretene Baumängel zu ermitteln oder es gelingt mir auch nur teilweise, weil ohne großen Aufwand viele Bereiche nicht mehr eingesehen werden können, weil sie im Erdreich liegen oder verdeckt sind. Im vorliegenden Fall liegen doch die Zusammenhänge recht offen, so das eine Einschätzung nicht sehr schwierig ist. Ich werde versuchen, die einzelnen Bereiche zu erläutern.

Es auf eine Ursache, falsches Lüftungsverhalten, zu verringern, kommt dem Versuch nahe, eine Sündenbock zu suchen. Wir wissen aber doch selbst zu gut, das es nur selten eine Ursache gibt. In diesem Fall und dies trifft eigentlich auf alle Baumägel zu, handelt es sich immer um eine Gemengelage aus verschieden Ursachen. Dies macht ja die Analyse auch so schwierig.

Die heutige Nutzung der Wohngebäude weicht durch unseren Wunsch, einen schnellen Kompfort zu haben, weniger Energie zu verbrauchen und weniger CO2 zu erzeugen weit von dem Entwurf des Hauses bei seiner Errichtung ab. Die heutige Auffassung, man kann jeden Wohnraum beliebig an unsere Wünsche anpassen, beginnt sich zu rächen. Leider gibt es nur einige kritische Vertreter, die in dieser Richtung publizieren. Der Entwurf eines Hauses war das Ergebnis jahrhundertlanger gesammelter Erfahrungen von Baumeistern, die an eine heutige Technisierung nicht haben denken können. Heutige Archtekten und Ingenieure haben viel technisches Know how, aber leider finden diese Erfahrungen mit der Industriealisierung des Bauwesens nur noch wenig Beachtung. So wurden in Gebäuden, die vor mehr als 30 Jahre gebaut wurden, vor Jahrzehnten die Ofenheizung, die einen hohen Strahlungsanteil besaß, gegen die heute üblichen Konvektionsheizkörper mit zentraler Energieerzeugung ersetzt. Sein nachteil war, es braucht so seine Zeit, bis man eine gewisse Raumtemperatur erreicht hat und bis dahin ist eine Menge Arbeit, Heizen, notwendig. Im Gegensatz zum Ofen erwärmt der Heizkörper zum überwiegenden Teil die Luft, warum er auch meist unter dem Fenster plaziert wird, wo die kälteste Luft vorherrscht. Das Wohlfühlverhalten stellt sich bei dieser Heizung i. R. zwischen 20 bis 22°C ein. Sitzt man an einer kühlen Wand (Außenwand), sind schnell 24°C Raumtemperatur erreicht, ohne den Effekt der Kältestrahlung wirksam unterbunden zu haben. Bei einer Ofenheizung wird dieser Effekt schon bei 18°C erreicht ohne das ein ziehen kühler Luft überhaupt wahrgenommen wird. Auf alle weiteren Nachteile, wie Staubentwicklung, Milben usw. will ich hier gar nicht erst eingehen. Da die Wände durch den geringen Strahlungsanteil (ultrarote, langwellige Strahlung, ähnlich der Sonnenstrahlung, die beim Auftreffen auf einen Körper durch die Oberfläche z. T. absorbiert wird) kaum noch erwärmt werden und sie, wie im vorliegenden Fall, an vielen Stellen, bis zu drei Außenwänden, die Abgrenzung nach außen darstellen, liegen die Temperaturen i. d. R. bis zu 3 bis 5° an ihrer Oberfläche niedriger als die Raumlufttemperatur. Dies ist die eigentliche Ursache, die noch durch kritische Punkte verstärkt wird, auf die ich später noch eingehen werde. Bei einer normalen relativen Luftfeuchtigkeit von 55%, wie sie in den Räumen gemessen wurde, reicht ein punktuelles Absinken der Raumteperatur in den kritischen Bereichen auf ca. 15°C, damit der Wasserdamfsättigungspunkt erreicht ist und sich an diesen Stellen, wie Fensterscheiben und Außenwandecken ein Kondensat bildet. So lange die Wand offenporig, also nicht mit Tapete und Dispersionsfarben, beschichtet war, nahmen die Putze, Kalkputze, als Feuchtigkeisrugulator die kondensierende Feuchtigkeit auf und gaben sie zu Zeiten niedriger Raumfeuchte wieder ab bzw. diffundierte nach außen (im geringeren Umfang) oder verflüchtigten sich durch die undichten Fenster nach draußen. Unter heutigen Bedingungen ist dies nicht mehr möglich. Wir haben alles sorgfältig tapeziert, in ein schönen Farbton gestrichen und die alten, undichten Fenster durch Neue ersetzt, da unser neues Heizungssystem zum überwiegenden Teil nur die Luft erwärmt, die sonst sich nach draußen verflüchtigen würde. Mit dem Einsatz von Brennwerttechnik (Heizungskessel) haben wir diesen Prozeß nur noch beschleunigt, da bei geringer Vorlauftemperatur (45 – 55°C gegen über 60 – 70°C) die Stahlungslänge, also wie weit Wärme in den Raum abgestrahlt wird, sich verkürzt und somit die Wände noch schlechter temperiert werden. Da mit der Diffusion nur geringfügige Mengen der Raumfeuchte bewegt werden, ist es zweitrangig ob die Dispersionsfarbe diffusionsoffen ist oder nicht, da sie nicht einmal 20% der zu regulierenden Feuchtsschwankungen im Raum ausmacht. Auch das Rechenmodell, Glaser-Verfahren, betrachtet leider nur die Diffusion als einzige Größe, als ob es weder Regen und Luftfeuchtigkeit geben würde, die unsere Bauteile, Wände, beeinflussen, mit denen sie mehrere Jahrzehnte klar kommen müssen. Dies läßt sich wie gesagt kaum mathematisch berechnen.

Einfluß von Außen. Sie werden sich sicherlich fragen, warum treten die Probleme verstärkt im Winter / Frühjahr auf. Dies versuche ich mal grob zu erläutern. Es hat nur bedingt etwas mit den vorherrschenden Temperaturen zu tun, denn um so höher die Umgebungstemperatur ist und so mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen (d.h. auch Luft bei Ofenheizung war wesentlich trockener, weil kühler). Sie ist zwar auch noch vom vorherschenden Luftdruck abhängig, aber vereinfacht für den Hochdruck im Sommer kann man sagen, er durstet regelrecht nach Wasser, er verdampft es wo er kann und so entzieht er auch dem Wohnraum mehr als die überschüssige Menge an Wasser. Weiterhin heizt er die Außenwände auf, die zeitverzögert diese Wärme auch nach innen weitergeben. Da Wände massive Bauteile sind, besitzen sie i. d. R. ein Wärmespeichervermögen und so speichern sie die Wärme /Kälte und geben diese bei Temperaturveränderungen, Tag / Nacht, Jahreszeiten, langsam wieder radial, also in alle Richtungen, an die Umgebung wieder ab. Räume trocknen also im Sommer die angesammelte Feuchtigkeit aus den kühleren Monaten aus. Eine wichtige Ausnahme stellen die Kellerräume dar, da durch die Abstrahlung der Erdwärme (Kälte) sich bei offenen Fenstern oder Türen im Sommer überall Mengen von Kondenswasser bilden, weil die kalten Wände selbst bei niedriger Luftfeuchte draußen immer noch den Sättigungsgrad unterschreiten! Die gleiche Eigenschaft kehrt sich im Winter in sein Gegenteil um, da Kälte nur ein anderes Niveau von Wärmestrahlung ist, die wir als unangenehm empfinden, weil sie jedem wärmeren Körper Wärme entzieht. Das Glaser-Verfahren ist auch an dem Punkt nicht vollständig korrekt, weil es immer von einer Durchschnittstemperatur außen ausgeht, die so im konkreten Fall nicht existiert. Wenn aber die Temperatur der Außenwand sinkt, verändert sich auch sein Wärme- und Feuchteverhalten. Aber mit sinkender Temperatur an der Außenwand sinkt auch die Temperatur auf der Innenseite, d.h. der kritische Punkt, das Kondenswasser anfällt tritt dadurch ein, ob gelüftet wird oder nicht, weil die rel. Luftfeuchtigkeit nicht unterbunden werden kann (was für uns als menschliche Wesen auch sehr ungesund wäre). Dies trifft zu ob eine Wand gedämmt ist oder nicht. Bei gedämmten Wänden verschiebt sich bloß der Zeitpunkt, d.h. das vor allem im Frühjahr, wenn wir das feuchteste Wetter haben, die Wände länger durch die Isolierung kühl gehalten werden. Viel wichtiger im Fall einer Dämmung ist nicht die Betrachtung der Diffusionswerte, sondern das Verhalten der Fassaden gegen Schlagregen und z.B. aufsteigende Feuchte durch Oberflächenwasser, da einmal eingedrunges Wasser schlecht wieder nach außen gelangen kann und der Diffusionsstrom viel zu gering ist, um diese Mengen zu transprotieren. Hier sind vorallem undichte Übergänge an Brandwänden oder Risse in VWS-System, Zementputzen oder Kuststoffbeschichtungen schleichende Quellen für die Ansammlung von Feuchtigkeit im Mauerwerk. Nicht selten sieht man sich lösende Putz- oder Farbschichten als ein deutliches Zeichen von eingedrungener Feuchtigkeit. Erschwerend kommt hinzu, das feuchtes Mauerwerk einen schlechteren Wärmeleitwiderstand, U-Wert, hat und somit zusätzliche Klätebrücken schaffen kann, die Ursache für Schimmelbildung sein können.

Putz ist nicht gleich Putz. Ursprünglich wurden Wohnräume mit Kalkputz verkleidet, der alkalisch ist, also für Mikroorganismen, wie den Schimmel, lange Zeit keinen Nährboden bildet und neben dem Lehm sehr gute Eigenschaften der Regulierung des Raumklimas, der rel. Luftfeuchtigkeit, besitzt. Die heute üblichen Maschinenputze sind auf Grund ihrer gringen Körnung hoch bindemittelhaltig (Zement), die wesentlich schlechtere pysikalische Eigenschaften besitzen. Im Trend sind immer mehr Gipsputze in den verschiedensten Zusammensetzungen, die zusätzlich zu ihrem molekular gebundenen Wasser größere Mengen Wasser aufnehmen können und nicht wieder an die Luft abgeben. In vielen Fällen bei denen ich Schimmelbildung feststellen konnte, war eine Ursache der Gipsputz und dessen Durchfeuchtung.

Schimmel (Pilze) sind wie Flechten und Moose Erstbesiedler. Wir können, ob wir es wollen oder nicht, die Natur nicht vor unserer Haustür lassen. Die heute verwendeten Dispesionsfarben, die herkömmliche Anstriche wie Kalk oder Schlemmkreide fast vollständig verdrängt haben, sind ein teuflischen Machwerk (entstanden als Tarnfarbe für Panzer bei IG Farben), weil sie schnell trocknen und kaum atmnungsaktiv sind. Einmal aufgetragen, bekommt man sie kaum wieder ab, im Gegensatz zur Schlemmkreide. So lange sie noch neu sind ist alles noch gut. Aber wie an so vielen Stellen spielt auch hier die UV-Strahlung, auch in direkt, eine zermürbende Wirkung und die Farbe verliert ihre Viskosität und wird brüchig. Zusätzlich ist sie verschiedenen physikalschen Beanspruchungen ausgesetzt, wo sie an Ecken durch überspannen von Bauteilen durch geringe Bewegung zerreißt oder auf der Oberfläche Reibung ertragen muß. Im Zusammenspiel mit zelluloser Tapete, im Idealfall Rauhfasertapete, und dessen Leim, bildet sie die Schutzschicht unter der Plize (Schimmel) ihr Myzel ausbreiten können. Da durch die feinen Haarrisse Feuchtigkeit, im Mikrobereich, eindringt und durch Tapete, Leim, Gipsputz aufgenommen wird, bildet diese Kombination einen optimalen Nährboden für die Ausbreitung von Schimmel aus. Einmal entstanden, breitet er sich flächig zwischen Farbe und Tapete aus und übersteht auch längere Trockenzeiten und das Überstreichen mit Pilzkillern, weil diese nur die Fruchtkörper i. d. R. absterben lassen. Da die Sporen (Samen der Pilze) in der Luft frei beweglich sind, kennen sie praktisch keine Grenze und gelangen an jeden optimalen Wachstumsort. Da ich durch die Lüftung der Räume nur einen Ausgleich der Luftfeuchtigkeit von innen und außen erreicht wird, bleibt genügend Feuchtigkeit, selbst bei stundenlangen Lüften, im Raum und schon nach kurzer Zeit pegelt sich die relative Luftfeuchtigkeit wieder in der Nähe des alten Wertes ein. Dies ist der Fall, weil der Gasaustausch nicht den kompletten Raum erreicht, da nur in Raummitte hauptsächlich der Luftwechsel stattfindet. Die ohnehin kritischen Bereiche in Ecken, hinter Schränken, werden nicht erreicht. Da wir durch unsere Atmung und über die Haut Wasserdampf in die Luft freigesetzen, ist bald der ursprüngliche Wert vor den Lüften wieder erreicht. Alle Spezialanstriche, die heute angeboten werden, beseitigen nur zeitweilig, oberflächlich den Schimmelbefall und nicht die Ursache. Tritt der Befall im Bereich der Decken auf, in denen meist Holzbauteile (Deckenbalken, Mauerlatte, Fußpfette, Sparren usw.) verbaut sind, besteht langfristig die Gefährdung der tragenden Teile durch den Befall von Holzschädlingen, wenn die Durchfeuchtung nicht unterbunden wird und der Feuchtegehalt des Holzes 12% übersteigt.

Wenn man dies alles liest, ist man sicherlich erst einmal verunsichert. Selbst die heute üblichen Heizkörper oder die verwendete Farbe sind nicht grundsätzlich das Übel. Viel hängt eben doch von den Standortbedingungen ab und wie viel Sorgfalt und Fachkunde bei der Verarbeitung ab, die in der Regel diese Mägel erst gar nicht auftreten lassen. Ist aber das Kind in den Brunnen gefallen, ist es kein guter Rat diese Symtome zu ignorieren, da sie nicht selten die ersten Anzeichen für größere Schäden sind.